Guten Hallo! Ich muss gestehen, wir haben uns lange nicht gesehen, ich hoffe ihr könnt das verstehen. Am 9.September kam hoher Besuch aus der Heimat für eine rasante Rundreise durch ganz Namibia. Angefangen haben die ersten drei Tage in Windhoek und wir haben im Schnelldurchlauf die ganze Stadt zu Fuß erkundet. Dann ging es mit unserer gemieteten Knutschkugel gen Süden. Einen ersten Zwischenstopp gab es im Nichts. Im einzigen Haus weit und breit haben wir die erste Nacht in Helmeringhausen verbracht, mit dem besten und einzigen Frühstück in mindestens 200km Umkreis. Der Sonnenuntergang und anschließende Sternenhimmel mit Milchstraße war galaktisch. Und der Kontrast zwischen dem hektischen Stadtleben und Natur weit und breit immens. Dann sind wir die Schotterpiste weiter nach Lüderitz gepest.



Auf dem Weg liegt Kolmannskop, eine ehemalige deutsche Kolonialstadt, in der 1908 Diamanten gefunden wurden. Diese mussten nichtmal abgebaut sondern nur aufgelesen werden und hatten absurd gute Schmuckqualität. Die Stadt ist so schnell zur reichsten (und wahrscheinlich weißesten) Stadt Afrikas geworden. Es gab dort das erste Röntgengerät auf der Südhalbkugel. Um zu kontrollieren ob die (Zwangs-) ArbeiterInnen Diamanten schlucken und so schmuggeln. Aber Hochmut kommt vor dem Fall und so endetet die Geschichte von Kolmansskop bereits 1956, jetzt holen sich die Dünen das Gebiet langsam zurück. In Lüderitz haben wir dann noch den ältesten „Südwestler“ auf der Straße getroffen. Er war eines der letzten Kinder, dass in Kolmanskop auf die Welt kam. Er hat sich noch sehr als Kolonialkind verstanden, seine Einstellungen waren sehr kritisch. Er hat aufgezählt, was alles Deutsch war in der Stadt, mit großem bedauern, dass es nicht mehr so ist. Nach diesem Ausflug in die Geschichte mit dem ewig Gestrigen, haben wir uns wieder den Landschaften gewidmet.





Wir sind von den Dünen in Lüderitz durch Savannen und Berge ins Sossusvlei geflitzt, eine Salzpfanne mit tausend von Jahren alten Bäumen. Und dann weiter durch Mondlandschaften Richtung Küste gegurkt. In Swakopmund waren wir wieder in städtischem Gebiet. Die Stadt ist bekannt für seine deutsche Community und Tourismus. Das merkt man besonders an den Souvenirmärkten, dem guten Essen und der touristischen Infrastruktur. Wir haben im Hansa Hotel genächtigt. Auch ein absurdes Relikt aus der Kolonialzeit. Es hat seinen alten Glanz behalten, serviert richtig gutes Essen und ist geschmackvoll eingerichtet. Es fühlt sich aber auch schlecht und wie vor hundert Jahren in Südwest an, wenn immer mindestens 2 Schwarze in wahrscheinlich prekären Arbeitsverhältnissen bereit stehen die Koffer zu putzen, zum Zimmer zu tragen oder einen zu bedienen. Generell ist mir in diesem Urlaub sehr aufgefallen, wie Einheimische und Schwarze in den Hintergrund rücken, wenn man als Tourist auftritt. Und das man als weiße Person in Namibia sich komplett abschotten kann und in einer Parallelgesellschaft leben kann, wenn man möchte.




Zum krönenden Abschluss haben wir die Blechkiste nochmal gen Norden gelenkt, zum Etosha Nationalpark. Dort gibt es die Big Five zu sehen und so viel mehr noch dazu. Unsere kleine Safari ging den ganzen Tag und wir haben auch fast alles gesehen. Schon in unserer Lodge hat es angefangen. Wir haben den aktuellen Polizeichef Namibias getroffen, man könnte sagen er ist ein hohes Tier. Wir haben brav die Hand geschüttelt, weshalb er die Lodge besuchte bleibt bis heute ein Rätsel. Sein Vorgänger, der im August sein Amt niederlegte war sehr für Korruption bekannt. In der Zeitung hat er sich sogar entschuldigt, dass er die Reichen während seiner Zeit immer bevorzugt hat.

In den 12 Tagen haben wir viele unterschiedliche Landschaften gesehen und tolle Momente erlebt. Am Ende haben wir dann noch unseren Nissan (Nichts Ist Schneller Schrott Als Nissan) abgegeben. Der Mitarbeiter meinte nur „Jesus, what happened here“, als er unsere Rostlaube gesehen hat. Irgendwie sind wir nämlich in einen Sandsturm gefahren und unsere Windschutzscheibe war danach matt und der Lack sandgestrahlt. Außerdem haben wir auch den Ersatzreifen gebraucht, als wir einen Platten hatten. Aber kein Problem, wir waren versichert! So hat auch unsere fantastische Familienzeit ein gutes und leider schnelles Ende gefunden. Genauso wie dieser bildgewaltige Beitrag.
Okäse und Tschausen,
Lukas