Hallöchen! Hoffe bei euch ist alles cool im Pool. Ich habe schon vor einiger Zeit das Unabhängigkeitsmuseum besucht, musste das aber erstmal sacken lassen. Jetzt möchte ich meine Eindrücke, mein Verständnis und meine Meinung mit euch teilen. Kleiner Disclaimer: Es handelt sich lediglich um meine Einschätzung und einen kurzen Abriss der Geschichte. Außerdem benutze ich das Wort Volksstamm als Übersetzung der Eigenbezeichnung „Tribe“, es handelt sich also um die Zugehörigkeit zu einer Ethnie und keinerlei Zusammenhang steht in keinem Zusammenhang mit einer (traditionellen) Lebensweise. Das Unabhängigkeitsmuseum ist sehr prominent zwischen der „Christuskirche“ und der „Alten Feste“ platziert und hat das „Reiterdenkmal“ abgelöst. Das sind wirklich die gängigen Namen, man fühlt sich sofort in die Zeit der kolonialen Unterdrückung versetzt. Das Gebäude wurde von dem nordkoreanischen Unternehmen Mansudae errichtet. Mansudae ist der Exportschlager aus Nordkorea, sie haben zum Beispiel auch nach Frankfurt geliefert und dort die Statuen am Märchenbrunnen produziert. Der Stil ist offensichtlich stark vom sozialistischen Realismus geprägt und soll Moderne und Postkolonialismus symbolisieren. Auch im Gebäude erinnerte mich viel an mein Bild von Nordkorea, zum Beispiel die großen Bronzestatuen.

Obwohl das Gebäude 40 Meter hoch ist, gibt es nur 5 Geschosse. Das Museum stellt ausdrucksstarke Bilder und Statuen dar, enthält aber nur wenige Erklärungen. Es ist nach meinem Eindruck sehr patriotisch und aus namibischer Sicht präsentiert.
Besonders hat mich das Ausstellungsstück zu Lothar von Trotha ergriffen. Es erinnert an die Schlacht von Omahakari, den traurigen Höhepunkt des Genozids an den Nama und Herero. Ziel von Trotha war es, diese Völker komplett auszurotten. In ebendieser Schlacht wurden die Nama und Herero umzingelt und in die Omaheke Wüste gedrängt, in der die meisten Nama und Herero dann verdursteten. Insgesamt wurden so mindestens 80.000 Nama und Herero getötet, 80% des gesamten Volkes.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs übernahm Südafrika die Kolonie als Verwaltungszone und führte das Apartheidsregime ein. In den 1950er regten sich erste Proteste, auch von der SWAPO (South West African People’s Organisation). Diese Partei stellt immer noch mit deutlichen Wahlsiegen seit 1990 die Regierung und trägt auch die Verantwortung über dieses Museum. Kritische Stimmen sehen die Wahlsiege vor allem durch ethnische Loyalität verursacht, weil die SWAPO den größten Volksstamm Namibias repräsentiert, die Interessen anderer Stämme jedoch nicht vertritt. Weiterhin stehen Korruptionsvorwürfe im Raum. In diesem Zusammenhang fällt mir auf meinem Arbeitsweg jeden Tag etwas auf. Auf der einen Straßenseite ist der große, hochmoderne SWAPO Hauptsitz und direkt gegenüber das spärliche Katutura Krankenhaus.

Die Verdienste zur Unabhängigkeit und wichtige Freiheitskämpfer der damaligen Zeit werden dennoch, meiner Meinung nach auch zu Recht, ausführlich gehuldigt im Museum. So zum Beispiel der Nationalheld Hendrik Witbooi, der den Stamm der Nama in der Schlacht von Omahakari anführte. Weiterhin gibt es eine Statue des ersten Präsidenten der Unabhängigkeit, Sam Nujoma, der das Land von 1990 bis 2005 regierte.

Ich hoffe die Bilder sprechen sehr für sich und ich habe gemerkt, dass in meinem Geschichtswissen über Deutschland noch eine große Lücke bei den Kolonialverbrechen ist. Das Museum hat mich ehrlich gesagt nur wenig aufgeklärt, aber die Art der Darstellung mich trotzdem sehr fasziniert.
Haltet die Ohren steif und bis bald
Lukas