Good Morning in the Morning! Die Bananen in unserem Vorgarten sind seit Einzug schon gut gewachsen, aber noch nicht reif. Anders als die Zeit zu gehen. Meine letzten Tage in Namibia sind gezählt und am Freitag ist die große Verabschiedung. Die letzten Wochen wurden aber nochmal intensiv gelebt. Also hier erstmal eine Auflistung der letzten Ereignisse. Am Valentinstag war meine koole Kollegin Gabby krank, also ich ihr Ersatz im Büro. Und da war ich wirklich kurz vorm Burnout, weil so viele Blumen, Pralinen und Karten ausgeliefert werden mussten. Sehr beliebtes Valentinstagsgeschenk ist außerdem Biltong, getrocknetes Fleisch. Selbst gefahren bin ich nicht, but ich hab vorsortiert, Routen geplant und den KundInnen hinterhertelefoniert. Schlussendlich hat aber jedes Päckchen den Weg gefunden und wurde rechtzeitig ausgeliefert.

Am Wochenende habe ich mich dann mit Thomas verabredet, er hat mich zu sich nach Hause eingeladen. Da gab es nochmal viele neue Eindrücke und er hat mir ein paar seiner Billardtricks beigebracht. Eigentlich wollte ich nur morgens kurz mal vorbeischauen, irgendwie ist es dann aber doch eskaliert und wir haben den ganzen Tag abgehongen.
Auch die kulturelle Bildung kam nicht zu kurz. Das Goethe Institut hat den Film “Der vermessene Mensch” gezeigt und auch die Crew eingeladen, sodass danach noch diskutiert werden konnte. Der Film kommt erst Ende März in die deutschen Kinos, die Idee war vorher einmal durch Namibia zu touren. Es geht um einen deutschen Völkerkundler, der Anfang des 20. Jahrhunderts in die Kolonie Süd-West Afrika, also das heutige Namibia, auf “Forschungsreise” geht. Er begleitet den Genozid und bedient sich jeder Chance Menschen zu vermessen, Schädel zu sammeln und so Gräber zu schänden. Der Film richtet sich klar an ein deutsches Publikum, aber ist auf jeden Fall sehenswert und ich habe auch noch etwas über die kolonialen Verbrechen gelernt.

Nach dem Werbeblock kommt jetzt ein kleiner Ausflug in die LGBTQ+ Community. Gerade werden das erste Mal seit 2001 Fälle vor dem Supreme Court, dem höchsten Gericht Namibias, aus dem Dunstkreis der Community gehört. Ich war bei einer Anhörung bei der es darum ging, gleichgeschlechtliche Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, in Namibia anzuerkennen. Im konkreten Fall geht es darum, ob ein/e im Ausland angeheirateter PartnerIn einen Aufenthaltstitel bekommt. Der Gerichtssaal war auf jeden Fall mehr als voll und das Interesse groß, das Urteil steht noch aus. Es ist auf jeden Fall eine große Entwicklung, wenn man bedenkt, dass zwischen 2001 und 2019 noch mehr als 50 Fälle von Sodomie vor Gericht gebracht wurden. Es gibt jedoch Gegenwind. Unter der Berichterstattung im Internet wurde auch beleidigt, Hassrede betrieben und vor allem das Argument gebracht, dass es wichtigere Probleme gibt, die Namibia erstmal lösen muss.
Gefeiert wurde die Anhörung dann Samstag bei der Dragnight. Die Dragnight gibt es jetzt schon 2 Jahre und wurde für die dritte Staffel, die jetzt im März angefangen hat, nochmal größer und professioneller, aber die Stimmung blieb wie gewohnt ausgelassen.

Zu guter letzt habe ich noch die Feuerwehr von Windhoek besucht und eine richtig gute Führung bekommen. Es hat dort alles, Drehleiter, Tanklösvhfahrzeuge, technische Hilfeleistung und Equipment für Umweltgifte. Viel der Ausstattung wurde in Deutschland selbst eingekauft. Uns wurde auch ein Paradebeispiel für “Entwicklungshilfe” gezeigt. US Aid hat ein Feuerwehrauto gekauft, um zu helfen. Das ist jedoch im Vergleich zu den selbst gekauften so nutzlos, dass es nur in der Garage steht.

Jetzt gilt es für mich meine Sachen zu packen und mich von allen zu verabschieden. Dabei habe ich ein lachendes und ein weinendes Auge. Auf der einen Seite werde ich meine FreundInnen hier in Namibia sehr vermissen, auf der anderen Seite freue ich mich auch wieder auf FreundInnen und Familie in Deutschland. Aber zuerst geht es ja noch auf Reisen. Der Plan ist mit dem Bus Sambia, Malawi, Tansania und am Ende Kenia, also einmal an die Ostküste des Kontinents, zu erkunden. Und von dort am 8.April dann zurück zu fliegen. Pläne sind schon geschmiedet und die erste Hürde genommen. Die Visa Sachen sind nach einigen Verwaltungsakten schon geregelt. Es war zwar stressig aber ich habe auch wieder realisiert, wie gut es ist einen deutschen Pass zu halten.
GaliGrü und BiDa
Euer Lasagne Lukas